Wie Ihr vielleicht wisst, beschäftige ich mich intensiv mit der Vorgeschichte meiner Heimat. Mit anderen Worten: ich betreibe Heimatarchäologie und bin in dieser Funktion als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege tätig. Mein Hobby hat mich schon eine ganze Reihe bisher unbekannter vorgeschichtlicher Fundstellen, angefangen mit der Späteiszeit, über die Mittelsteinzeit, bis hin zu den Kelten, in und um Altenstadt und Neustadt an der Waldnaab finden und erstbeschreiben lassen. Einige Schmankerl möchte ich Euch in der Folge vorstellen.
Das mutmaßlich älteste von mir gefundene Artefakt (Foto Alexander Binsteiner) ist das fast 8 cm große Bruchstück einer Klinge aus Keratophyr. Es dürfte in das späte Magdalenien (Ende der Würn-Eiszeit) vor 12000 v.Chr. datieren. Ich habe es in der vorderen Öd an der Windischeschenbacherstrasse gefunden.
Die zweitältesten Werkzeuge (Klingen, Bohrer, Kratzer Stichel) datieren ins Endpaläolithikum (12000 - 9600 v. Chr.) und wurden im vorliegenden Fall aus Arnhofener Feuerstein gefertigt. Der Fundort ist der Kalvarienberg in Altenstadt/Waldnaab, die Feuersteine wurden von unseren Vorfahren aus einer Entfernung von über 100 Kilometern zum Kalvarienberg gebracht.
Unten ein in diese Zeit datierendes, wunderschön herausgearbeitetes Projektil aus Jurahornstein vom selben Fundort.
Einschub
Jungpaläolithikum und Endpaläolithikum (18000 - 9600 v.Chr.):
Sie markieren das Ende der letzten Eiszeit, bevor es im Mesolithikum zu einer deutlichen Klimaerwärmung gekommen ist. Gekennzeichnet ist diese Zeit auch bei uns durch das Vorherrschen einer Kältesteppe/Tundra, die von großen Tierherden (vorwiegend Rentiere und Wildpferde) und Makrofauna (Wollnashorn) bevölkert wurde. Die Menschen lebten als Jäger und Sammler vorwiegend nomadisch (jurtenartige Zelte) und zogen den großen Tierherden hinterher.
Mittelsteinzeit (Mesolithikum, 9600 - 6000 v.Chr.):
Eine rasche Erwärmung führte zum Abziehen der großen Herden nach Norden, zu einer Bewaldung und der Ausbreitung von Stand- und Niederwild. Dadurch bedingte Änderung der Jagdtechniken (Ansitzjagd) und Verkleinerung der Silextools (Mikrolithen). Halbnomadische Lebensweise in Sommer- und Winterlagern.
Jungsteinzeit (Neolithikum):
Beginn bereits ca. 9000 - 10000 v.Chr. im vorderen Orient (Türkei, Syrien, Iran, Irak - fruchtbarer Halbmond), bei uns ab ca. 6000-5500 v.Chr. aufgrund durch Bevölkerungsdruck erfolgter Einwanderung jungsteinzeitlicher Bauern über den Donauraum ins heutige Mitteleuropa. Kennzeichen ist eine Sesshaftwerdung des Menschen in Folge der "Erfindung" von Ackerbau und Viehzucht und die Assimilation der hiesigen Jäger- und Sammlerpopulationen. Niederschlag findet die neolithische Revolution in der alttestamentarischen Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies (der Mensch nimmt sein Leben in die eigene Hand, und ist nicht mehr nur auf das angewiesen, was ihm Gott/Natur/Paradies zur Verfügung stellt). Fabrikation von Tongefäßen zur Vorratshaltung. Wohnen in Langhäusern aus Holzständerbau. Erste dörfliche und städtische Strukturen und damit einhergehende Spezialisierung. Ende der Jungsteinzeit ca. 2200 v.Chr. mit dem Beginn der Bronzezeit.
Eine eindrucksvolle mesolithische Freilandstation befindet sich in Neustadt/Wn südöstlich des Klosters St. Felix in der Flur Leiten.
Typische Beispiele jungsteinzeitlicher Funde aus Neustadt, Nähe Breiter Weg, sind das Bruchstück eines Dechsels aus Amphibolit, ein großer Klingenkratzer und ein Klopf/Reibestein aus Achat
Einschub:
Die Kelten (Eisenzeit):
Wer kennt sie nicht, Asterix und Obelix, die schlauen Gallier, die mit ihrem Dorf den Römern tapferen Widerstand leisten. Was schon weit weniger Leute wissen, ist, dass sich unsere Region mitten im keltischen Kernland befindet, das sich von der Atlantikküste in Frankreich bis weit nach Tschechien und die Slowakei, und vom Alpenbogen bis über die Deutsche Mittelgebirgsschwelle erstreckte. Charakteristisch für die Kelten ist, dass es so gut wie keine schriftlichen Überlieferungen gibt, obgleich diese Zeit als die erste Hochkultur auf mitteleuropäischem Boden gilt. Das hängt damit zusammen, dass praktisch alle wesentlichen Überlieferungen mündlich, von Druidenohr zu Druidenohr sozusagen, tradiert wurden. Man gliedert die Keltenzeit nach den typischen archäologischen Entitäten in die sogenannte Hallstattzeit (ca 800 bis 480 v.Chr) und in die Latene-Zeit (ca. 480 bis 50 v.Chr.). Die keltische Hochkultur endet mit Caesars gallischem Krieg, Reste der keltischen Kultur haben sich jedoch bis heute erhalten (Halloween, Samhain u.v.a. mehr). Häufig finden sich auch christliche Bauwerke und Denkmäler auf früheren keltischen Ansiedlungen (Walberlaberg, Weltenburg, Bogenberg, Freisinger Domberg, etc.).